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Spanien

ich bin Nicole 47 Jahre alt, verheiratet und habe eine 20jährige Tochter. Ich bin im zweiten PIA-Ausbildungsjahr zur Erzieherin an der Helen-Keller-Schule. Ich arbeite in einem Kindergarten mit Kindern im Alter von 3-6 Jahren und habe mein erstes Praktikum in einem Hort an einer Grundschule absolviert. Durch Erasmus+ habe ich nun die Möglichkeit mein zweites Praktikum im Rahmen der Ausbildung in einer Krippe im Ausland anzutreten. Ich habe mich für Cunit, einer kleinen Stadt in Spanien entschieden, diese ist nur ca.56 km von Barcelona entfernt. Ich bin schon sehr gespannt wie dort in der Pädagogik gearbeitet wird und freue mich auf das 3-wöchige Praktikum. Auch freue ich mich Erfahrungen in der Sprache zu sammeln , da in dieser Region Spanisch und Katalinisch gesprochen wird.

Ich freue mich auf Land und Leute :-)

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Ich habe inzwischen auch die Orte in der Umgebung von Cunit wie Sitges, Vilanova, Tarragona und Barcelona näher erkundet. All diese Orte liegen an der Ostküste Spaniens. Man kann hier wunderbar spazieren gehen, entweder am Strand entlang oder durch mediterrane Straßen, verschiedene Restaurants ausprobieren oder auch shoppen gehen. Mit dem vom Staat finanzierten Zugticket „Abono Recurrente“ kann man für nur 10€ innerhalb eines großzügigen Areals (abhängig davon, wo man das Ticket gekauft hat) innerhalb von drei Monaten so oft fahren wie man will, zwar nur mit dem Zug, aber damit kommt man schon weit. Barcelona ist etwa eine Stunde Zugfahrt von Cunit entfernt, das ist etwa so lange wie von uns aus nach Frankfurt – und da zahlt man für eine einfache Fahrt bereits über 10€!

Barcelona hat viel zu bieten: Man kann hier shoppen gehen, Museen besuchen, sich vom Essens- und Einkaufsangebot in La Rambla begeistern lassen und auch feiern. Man muss allerdings gut auf sein Hab und Gut aufpassen. Taschendiebe haben hier einen berüchtigten Ruf. Wenn man seine Tasche allerdings immer verschließt, dicht an sich hält und ggf. kleinere Sachen in den Hosentaschen lagert, passiert nichts. Ich profitierte von einer What´s App Gruppe, in der täglich Events in Barcelona wie Language Exchange Meetups in Bars und Restaurants, Brunch, Spieleabende, Live Musik oder Salsa und Bachata Abende angeboten wurden. In manchen Bars werden regulär abends Salsa und Bachata Kurse angeboten. Für diese Gesellschaftstänze braucht man zwar einen Tanzpartner, aber die meisten Teilnehmer der Kurse und Workshops nehmen solo teil, man findet hier Gleichgesinnte und lernt so schnell neue Leute kennen. Berührungsängste oder Schüchternheit sind hier Fehler am Platz. 

In meiner letzten Praktikumswoche besuchte mich Frau Frank in meiner Einrichtung in Cunit und ich sie in Vilanova. Wir hatten beide den Strand fast direkt vor unserer Unterkunft und konnten glücklich über die tolle Lage sein. Der Strand war auch noch relativ leer und ruhig, erst in der Feriensaison soll es richtig voll werden. Nach drei Wochen in der Einrichtung, in der neuen, schönen und aufregenden Umgebung, vielen Erfahrungen und Eindrücken sowie dem ein oder anderen lustigen Übersetzungsunfall kehre ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Deutschland zurück.

Auch über das Bildungssystem in Spanien habe ich viel gelernt: Von 0 bis 3 Jahren besuchen die Kinder den Kindergarten (jardín de infancia oder guardería), was in Deutschland der Krippe entspricht. Von 3 bis etwa 6 Jahren besuchen fast alle Kinder die freiwillige Vorschule (educación infantil oder educación prescolar). Bis dahin müssen sie bereits windelfrei sein. Erzieher werden auch eher als Lehrer (maestro oder profesor de infantil) bezeichnet wie ich in Gesprächen mit Spaniern feststellen musste. Anfangs war ich noch verwirrt als man mich als „maestra“ oder „profesora“ betitelte. Ich dachte, man hätte mich falsch verstanden, aber die sogenannte „educación infantil“ umfasst die Bildung der Kinder von 0 bis 6 Jahren. Der Begriff „educador“ für Erzieher scheint nicht so geläufig zu sein. 

Vorschulen sind grundsätzlich in den Grundschulen integriert. Alternativen gibt es kaum. Kindergärten für 3 bis 6-jährige sind sehr selten und grundsätzlich privat. Dafür sind (Vor-)Schulen bis auf das Essen kostenlos. Ich durfte an einem Tag in die Vorschule gehen, damit ich mir ein besseres Bild davon machen konnte. Die Vorschule, die ich besuchte, ist Teil einer Grundschule, hat aber ein eigenes Gebäude, einen eigenen Pausenhof und einen eigenen Eingang. Der Unterricht beginnt erst um 9 Uhr. Ein paar Minuten vorher läuft Popmusik, die statt einer Klingel anzeigt, dass es gleich losgeht und die Schüler die Schule betreten sollen. Ansonsten gibt es zwischen den Unterrichtsstunden und -phasen weder eine Klingel noch Musik. Unterrichtsbeginn und -ende werden so lediglich durch den Lehrer festgelegt. Es gibt in dieser Vorschule drei Gruppen mit 3-jährigen (je 20 Kinder), zwei mit 4-jährigen und zwei mit 5-jährigen (je 25 Kinder). Alle Klassenräume haben einen Beamer, eine Tafel und eine Leseecke. Je jünger die Gruppe ist, desto eher sieht der Raum noch wie ein Kindergartenraum aus. Von 9:00 bis 9:45 dürfen die Kinder sich in ihrer Gruppe oder im Flur am pädagogischen Material bedienen. Diese Phase wird „entrada relajada“ (=entspannter Eingang) genannt. Mithilfe des pädagogischen Materials können die Kinder verschiedene kognitive und auch feinmotorische Fähigkeiten trainieren, wie z.B. das Nachmalen einer Linie, das Zuordnen von Formen und Farben, Erkennen von Reihenfolgen durch Logik etc. Die Wahl des Materials, mit dem sich die Kinder beschäftigen wollen, liegt in dieser Zeit bei ihnen. Von 9:45 bis 10:15 sind die Kinder in ihrer Gruppe, wo sie schauen, wer heute da ist oder fehlt, wie das Wetter heute ist, welcher Tag heute ist und was heute alles ansteht. Alles wird mit Objekten visualisiert. Die Gruppen mit 3-jährigen haben Holzplättchen mit ihren Namen in Druckschrift in Großbuchstaben drauf, auf der Rückseite ist je ein Bild des jeweiligen Kindes, weil sie die Buchstaben und Namen erst noch lernen müssen. Die 4- und 5-jährigen haben stattdessen Steine ohne Bilder der Kinder auf der Rückseite, dafür steht bei den 5-jährigen auf der Rückseite der Name nochmal in Schreibschrift, weil diese nun beide Schriftarten lernen. Holzplättchen oder Steine der Kinder, die an diesem Tag nicht da sind, kommen in einen anderen Korb, um zu visualisieren, wer nicht da ist. Die Kinder lernen so auch die Namen anderer zu lesen. Auch das Wetter wird für die Woche visuell festgehalten. Ist es sonnig, bekommt das Bild mit der Sonne eine Kugel. Am Ende der Woche schauen sie wie viele sonnige, bewölkte, regnerische Tage etc. es gab. Danach haben sie noch eine halbe Stunde Unterricht bis 10:45. Anschließend frühstücken die Kinder bis 11:00 in ihrem Klassenzimmer, dann gehen sie bis 11:30 raus auf den Schulhof. Von 11:30 bis 12:30 haben sie wieder Unterricht, aber erst müssen sie sich die Hände waschen, bevor es weiter geht. Dazu werden sie tischweise aufgerufen. Von 12:30 bis 15:00 haben sie eine lange Mittagspause (siesta). Sie bekommen das Mittagessen in den Klassenraum geliefert, nach dem Essen können sie spielen oder sich am pädagogischen Material bedienen. Von 15:00 bis 16:30 haben sie dann eine letzte Unterrichtseinheit. Unterrichtsfächer sind beispielsweise Musik, rechnen, schreiben, lesen, Sport, Kunst, Englisch (ab 5 Jahren), Emotionslehre und Projekt. Schreiben und lesen lernen die Kinder in der Vorschule auf katalanisch, ab der Grundschule kastilisch. Einmal in der Woche gehen die Kinder in einen auf Montessoripädagogik basierten Raum, in dem sie spielen können. Es gibt mehrere verschiedene Spielinseln, an denen jeweils bis zu vier Kinder spielen dürfen. Ein anderes Mal in der Woche mischen sich alle Altersgruppen, denn dann können die Kinder wählen zwischen Kunst und Konstruktionen, Tablets und Bienenbots, Geschichten und Theater, kooperativen Spielen, kreativem Arbeiten mit Licht, Tanzen und Bewegung, Spielen im Montessori-Raum und Schach. IMG 0766 min

Ich durfte während meines Aufenthalts in der Vorschule in zwei Gruppen hospitieren, in einer 1. Klasse (3 Jahre) und einer 3. Klasse (5 Jahre). In der 3. Klasse war ich im Leseunterricht dabei. Die Stunde startet der Lehrer immer mit zwei Liedern zum Alphabet auf Youtube, die die Kinder mitsingen: „alfabet fonetic català“ und „abecedari català de Jean Paul Wabotai“. Die Kinder lasen anschließend Silben, Wörter und kurze Sätze vor und verbanden auf einem Arbeitsblatt Bilder von Kleidungsstücken mit den dazu gehörigen Wörtern auf katalanisch. Es erinnerte mich schon sehr an den Unterricht, den wir aus der Grundschule kennen. In der 1. Klasse war ich in einer Musikstunde dabei. Es ging um Rhythmus und Gegensätze wie langsam und schnell oder laut und leise. Die Kinder sollten auch Melodien, bzw. Lieder, und Instrumente erkennen. Im Sitzkreis wurde gesungen, geklatscht und gestampft. Jedes Kind hat einen eigenen Platz im Kreis, der auf dem Boden sogar durch Bilder gekennzeichnet ist, damit die Kinder sich nicht um einen Platz streiten, sich umsetzen oder verschieben. Trotzdem verschieben sich die Sitzplätze immer wieder in Richtung Lehrerin. Wenn die Lehrerin etwas zeigt, wollen alle Kinder ganz nah dran sein und verlassen ihren Platz. Den Kindern fällt es schwer an einem Platz sitzen zu bleiben. Immer wieder müssen sie dran erinnert werden, dass sie auf ihren Platz sollen. Es wirkt teilweise sehr wuselig und chaotisch im Sitzkreis. Aber die Kinder scheinen Spaß zu haben, vor allem als sie sich auf Trommelschlag mal schnell und mal langsam durch den Raum bewegen dürfen. Der Unterricht wirkt noch sehr verspielt und kindgerecht. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, wie sich die Motivation auf Dauer im Lese- und Schreibunterricht hält. Leider konnte ich mir diesen Unterricht in der 1. Klasse nicht ansehen. Am Ende des Tages habe ich sehr gemischte Gefühle. Ich bin einerseits beeindruckt von dem System und der Struktur der Vorschule in frühem Alter, bin mir aber nicht sicher, ob man den Kindern damit einen Gefallen tut. Ich erkenne Elemente eines Kindergartens wieder, habe aber den Eindruck dass der schulische Aspekt schon größer ist. Auf der einen Seite steht die frühkindliche Förderung, auf der anderen Seite das verspielte Kind. Die Kinder stehen zwar unter keinem Leistungsdruck, sie bekommen keine Noten, dennoch wird von ihnen die Teilnahme am Unterricht erwartet. Die Balance zwischen Spiel und Lernen ist hier besonders wichtig. Am Ende hängt es wahrscheinlich vom Kind selbst und dessen Lehrern ab, ob es funktioniert. 

Ich kann mich inzwischen besser mit den Kindern verständigen. In der Kommunikation mit meiner Anleitung brauche ich immer wieder die Hilfe vom Google Übersetzer, weil ich mit ihr auch fachspezifische Gespräche führe. Ansonsten habe ich den Eindruck, dass ich mich im Alltag besser auf Spanisch unterhalten kann, wenn auch eher auf oberflächlicher Ebene. Sobald ich aber merke, dass jemand auch Englisch spricht, geschweige denn Deutsch, verflüchtige ich mich in eine dieser Sprachen, da ich darin sicherer bin. Meistens sprechen meine Gesprächspartner nur spanisch, aber auch dann kann ich mich notdürftig unterhalten. Kastilisch fällt mir aber definitiv leichter als katalanisch, obwohl katalanisch hier omnipräsenter ist. Es scheint die Sprachwahl Nummer eins an der Westküste zu sein, es wirkt fast wie eine heilige Sprache, die mindestens so wichtig ist, wie die Amtssprache des gesamten Landes. Eines habe ich auf katalanisch gelernt: „Si us plau“, ausgesprochen /sesplau/, bedeutet das gleiche wie „por favor“, also bitte. 

Ich habe einen besseren Einblick in den pädagogischen Alltag in der Krippe bekommen. Die Erzieher dokumentieren auf Listen, die für die Familien einsehbar sind, wieviel die Kinder gegessen haben, was in der Windel war, wieviel sie geschlafen haben etc. Fotos für die Portfolios machen sie mit ihrem eigenen Handy, diese dürfen natürlich nur dafür genutzt werden und müssen anschließend gelöscht werden. Der Datenschutz ist hier entweder nicht so streng oder es läuft viel über Vertrauensbasis.

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Die Krippe arbeitet nach den pädagogischen Konzepten von Emmy Pikler und Montessori. Das erkennt man auch an der Einrichtung und den Spielzeugen in den Gruppen. Die Pikler-Materialien sollen Kleinkindern einen besonderen Spielraum eröffnen und sie zu Eigenaktivität im freien Spiel und autonomer Bewegung anregen. Auch die Wickelkommode basiert auf Pikler. Die Kinder haben mithilfe einer optionalen Treppe, die entweder rausgezogen oder rangeschoben werden kann, die Möglichkeit selbstständig hochzukommen. Freies Spiel und der Aspekt der Selbstständigkeit sind auch Teil der Montessori-Pädagogik. Die Kinder sollen selbstständig entscheiden, mit welchem Spielzeug sie sich beschäftigen wollen und wie sie dieses nutzen. Solange die Materialen nicht beschädigt werden, wird ihnen die Möglichkeit gegeben zu experimentieren. Im Garten befinden sich bespielsweise viele verschiedene Transportkisten aus Kunststoff (teilweise ausgediente Getränkekästen). Die Kinder setzen sich rein, drehen diese um und balancieren darauf oder schieben und ziehen sie einfach in der Gegend rum. Auch die Ordnung der der Spielsachen spielt hier eine große Rolle. Während die Kinder im Garten sind, räumt eine Erzieherin die Spielsachen auf und arrangiert diese in der Gruppe um und tauscht sie aus, sodass die Kinder durch dasselbe Spielzeug immer wieder neu inspiriert und angeregt werden. 

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Die erste Arbeitswoche lief zwar sehr gut, aber ich stieß immer wieder an meine Grenzen, was die Sprache betraf. Die besondere sprachliche Herausforderung bestand darin gleich mit zwei Sprachbarrieren klarzukommen, weil in Cunit nicht nur Kastilisch (Castellano = standardisiertes Spanisch) gesprochen wird, sondern auch Katalanisch (Catalan), eine regionale Variante, die im Osten entlang der Küste Spaniens gesprochen wird. Ich begrüßte erst alle mit „Buenos dias“, weil ich in meinen Lektionen gelernt hatte, dass man so „Guten Tag“ sagt. Ich wurde mit „Bon dia“ begrüßt, was mich erst etwas verwirrt hat, sich dann aber als Katalanisch rausstellte. Auch die Bilderbücher waren teilweise in Katalanisch geschrieben oder es waren nur Bilder ohne Text drin. Ich dachte ursprünglich, ich könnte mit Hilfe der Bilderbücher mit den Kindern zusammen die ein oder anderen Vokabeln lernen, aber die Sätze in Katalanisch konnte ich weder aussprechen noch verstehen und in den Bilderbüchern ohne Text wurde vorausgesetzt, dass man zumindest als Erwachsener die Wörter bereits kennt und den Kindern sagen kann. Und wenn die Kinder wussten, wie das Abgebildete heißt, habe ich sie nicht verstanden. Also musste ich meine Kollegen, die mit Ausnahme der Leitung alle kein Englisch sprachen, immer wieder fragen, wie dieses oder jenes auf Spanisch heißt. Die Frage „Qué está eso en espanol?“ und das Zeigen auf den jeweiligen Gegenstand waren überlebenswichtig in meinem Arbeitsalltag. Und wenn die Sprachbarriere dann doch zu groß war, dann half notfalls auch Google Übersetzer. 

Ich verstand viel von dem, was die Erwachsenen sagten, wenn sie nicht zu schnell sprachen, aber in den ersten zwei Tagen kaum von dem, was die Kinder sagten, weil deren Aussprache noch zu undeutlich und mein Sprachverständnis in Spanisch noch zu unroutiniert war. Die Kinder waren sehr schnell mit mir vertraut, aber unterhalten konnte ich mich mit ihnen noch nicht bis kaum, weil mir das Vokabular fehlte. Vor allem im pädagogischen Alltag kam ich mir manchmal sehr unbeholfen vor, weil ich keine Aufforderungen formulieren, bei Konflikten nicht verbal eingreifen und den Kollegen nicht berichten konnte, was passiert war oder was ich gesehen habe. Wenn die Kinder mir verzweifelt erzählen wollten, was passiert war oder welche anderen Kinder jemanden gehauen oder etwas gestohlen haben, dann konnte ich es nur aus dem Kontext verstehen, aber ich konnte den kleinen Übeltätern nichts sagen, weil ich nicht wusste, wie man auf Spanisch sagt, dass man nicht hauen, nicht schubsen und anderen nicht einfach etwas wegnehmen darf. Ich konnte immerhin schon fragen, ob sie verletzt sind, warum sie traurig sind, ob sie Hilfe brauchen und ob ich deren Windel wechseln darf. Inzwischen kann ich auch sagen „No picar!“ (= katalanisch für „Nicht hauen/schlagen“, kastilisch: „No golpear!“) und „No llencar“ (= katalanisch für „Nicht werfen!“, kastilisch: No tirar!“). Oft mische die Sprachen und nutze eher katalanisch für hauen und kastellanisch  für werfen. 

Über die Einrichtung konnte ich in dieser Woche auch einiges lernen: Llar d’infants municipal El Trenet ist Katalanisch für kommunaler Kindergarten „Der Zug“ oder „Die Bimmelbahn“, welcher auch auf den bunten T-Shirts der Mitarbeiter und an der Wand im Garten zu sehen ist. Auf Kastilisch heißt Kindergarten „jardín de infancia“, „jardín de ninos“ oder „guarderia“. In El Trenet arbeiten 12 Erzieherinnen (alle Vollzeit), 2 Putzfrauen (eine vormittags, eine nachmittags) und 1 Küchenhilfe. Hier werden etwa 100 Kinder betreut, die in sieben Gruppen aufgeteilt sind: Eine Gruppe von 4 Monaten bis 1 Jahr (mit aktuell 8 Kindern), zwei Gruppen von 1 bis 2 Jahre (mit aktuell 12 und 13 Kindern) und vier Gruppen von 2 bis 3 Jahre (mit aktuell etwa 17 Kindern). Die Betreuung der 2 bis 3-jährigen ist für die Eltern kostenlos, daher gibt es hier den höchsten Andrang. Jede Gruppe hat eine feste Erzieherin. Jeweils zwei Gruppen teilen sich dann noch eine Erzieherin, die in beiden Gruppen beim Wickeln und Essen unterstützt. Die Kernbetreuungszeit ist von 9 bis 17 Uhr, zwischen 8 und 9 Uhr gibt es eine zusätzliche Betreuungsstunde. In dieser Zeit sind die Kinder altersgemischt, können ihr mitgebrachtes Frühstück essen und spielen. Die Familien bringen Anfang der Woche Obst und Wasser für alle Kinder der Gruppe mit. Das Obst gibt es dann zwischen 9:30 und 10 Uhr zum Frühstück in der Gruppe. Manchmal gibt es auch Kekse. Das Mittagessen ist den Altersgruppen angepasst, denn unter 1-jährige können beispielsweise noch nicht das gleiche essen wie die 3-jährigen. Lätzchen werden täglich von den Familien mitgebracht und den Kindern wieder in den Rucksack gepackt, damit sie Zuhause ausgetauscht werden können. Hausschuhe trägt hier keiner, weder die Kinder noch die Erzieher. Das erspart auch Zeit, wenn es in den Garten geht. Jede Gruppe hat ihre eigene Garderobe mit Bildern und Namen der Kinder in Großbuchstaben in oder vor der Gruppe und ihren eigenen Zugang zum Garten im Innenhof. Man macht einfach die Tür auf, und geht mit den Kindern raus. Es gibt kein Gerangel an der Garderobe um die Kinder erst anzuziehen. Es ist meistens warm genug, um ohne Jacke und bei Bedarf auch ohne Schuhe und Socken rauszugehen. Die bis 1-jährigen haben ein eigenes Gartenabteil, vermutlich dient dies zu ihrem Schutz, da sie ansonsten von den größeren Kindern überrannt werden würden. Wenn alle Kinder draußen sind, ist es nämlich sehr lebhaft im Garten. 

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Der Flug von Frankfurt nach Barcelona war unkompliziert. Durch den Online CheckIn, den ich bereits am Vortag durchführen konnte und die Tatsache, dass ich nur mit Handgepäck gereist bin, musste ich mich nicht am Schalter anstellen, sondern konnte direkt zur Sicherheitskontrolle durch. Erst am Flughafen Barcelona wurde es kompliziert. Es war schon schwierig genug raus bis zu den Bushaltestellen zu finden. Das war nämlich nicht ausgeschildert. Für mich war es sehr umständlich nach Cunit zu kommen, weil ich mich nicht auskannte, ich orientierungslos bin und verschiedene Informationen erhalten habe, wie ich nach Cunit komme. Die Leitung der Krippe, in der ich arbeiten würde, schlug vor einen Shuttlebus von Terminal 1 zu Terminal 2 zu nehmen und dann mit Zügen weiter nach Cunit zu fahren (dabei hätte ich einmal den Zug wechseln müssen). Mein Gastgeber der AirBnB Unterkunft riet mir an Terminal 1 die L99 nach Castelldefels zu nehmen und dort in den Zug Richtung Cunit umzusteigen. Die Touristeninfo am Flughafen sagte mir, dass es einen Bus gäbe, der direkt nach Cunit fahre. Ich solle nach einem Bus der "Empresa Plana" Ausschau halten. Ich dachte noch: "Toll, den nehme ich! Dann muss ich ja nicht umsteigen und die Haltestellen, Bahnhöfe oder Busse suchen." Letztendlich habe ich dann auf einen Bus gewartet, der scheinbar nicht kam. Der einzige Bus dieser Firma fuhr nicht da hin. Die ersten Busfahrer, die ich um Auskunft darüber bat, wie ich nach Cunit komme, sprachen kein Englisch, waren sehr ungeduldig und speisten mich mit einem "No" oder Schulterzucken ab. In der Zwischenzeit rief mich mein Gastgeber an, um sich zu erkundigen, wo ich sei. Er sprach wie die meisten erwachsenen Spanier kein Englisch und es war laut im Hintergrund. Es war also schwierig ihn zu verstehen. Er schrieb mir per WhatsApp nochmal genauer, wie ich zu ihm kommen könne. Als ich es wie von ihm vorgeschlagen mit der L99 versuchen wollte, wurde ich nur darauf hingewiesen, dass auf der anderen Seite Busse nach Cunit fahren (das wäre der Empresa Plana Bus gewesen). Mit meinen noch mangelnden Spanischkenntnissen und deren fehlenden Englischkenntnissen konnte ich nicht erklären, dass ich das bereits versucht hatte und ich nun erst nach Castelldefels fahren und dort umsteigen würde. Kaum sagte ich, ich müsse nach Cunit, wurde ich abgewimmelt und aus dem Bus verwiesen. Der zweite Busfahrer der L99 war viel freundlicher und konnte Englisch. Zur Sicherheit zeigte ich ihm die Nachricht meines Gastgebers. Der Busfahrer nahm mich mit, informierte mich, sobald wir an der entsprechenden Haltestelle ankamen und zeigte mir, wo der Bahnhof ist. Am Bahnhof musste ich mich mit meinem minimalem Spanisch durchfragen, welcher Zug nach Cunit fährt. Am Schalter schaffte ich es ein Ticket zu kaufen, aber mir war nicht ersichtlich, an welchem Gleis ich warten sollte. Ein Mann sagte mir dann, dass ich bereits am richtigen Gleis sei. Im Zug sagte er mir dann auch Bescheid als der richtige Halt kam, wobei man das auch auf dem Display mit dem Hinweis "proxima parada:..." = nächster Halt erkennen konnte. 

Die Krippenleitung hat mich dann in Cunit am Bahnhof abgeholt, mir ein bisschen die Umgebung gezeigt. Sie fuhr mich zu McDonalds, damit ich auf die Schnelle am Sonntag noch was Warmes essen konnte. Anschließend fuhr sie mich zu einem kleinen Supermarkt, damit ich notdürftige Einkäufe erledigen konnte. Supermärkte haben in Spanien auch sonntags vormittags geöffnet. Ganz kleine Läden haben auch am Nachmittag noch geöffnet. Dann zeigte sie mir noch die Einrichtung von außen, damit ich wusste, wo ich am nächsten Tag hin muss und brachte mich zu meiner Unterkunft.

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Ich bin Claudia Lichtherz, 34 Jahre, und ich habe das Glück über das Erasmus+ Programm als Nachrückerin nach Cunit in Spanien zu dürfen. Die meisten meiner Mitschüler gehen nach Schweden oder Norwegen, da es aber Partner-Einrichtungen in verschiedenen EU-Ländern gab, fragte ich nach, ob auch Spanien eine Option sei. Als mir gesagt wurde, dass es eine Partner-Krippe in Spanien gäbe (mir fehlte zu dem Zeitpunkt noch ein Fremdpraktikum in der Krippe) und ich nach langem Warten die Bestätigung bekam, dass ich dort angenommen werde, konnte ich mein Glück kaum fassen. Ich war bereits einmal in Spanien und ich habe selbst auch durch meine philippinische Mutter spanische Wurzeln, weshalb ich mich Spanien und dessen Kultur besonders nahe fühle. Den Kontakt zur Partnereinrichtung hat Frau Weber hergestellt. Mit der Leitung der Krippe in Cunit stand ich bereits mehrere Wochen vor Abreise in Kontakt und sie antwortete immer sehr zeitnah, sodass meine Fragen schnell beantwortet wurden. Meine Arbeitszeiten bekam ich auf Nachfrage eine Woche vorher mitgeteilt.